"Leben ist ein Tanz zwischen Machen und Lassen" 

Arianna Huffington


 

Vom Machen und Lassen als PferdeMensch - Hör auf dein Herz! Was braucht es wirklich?
 
Als Mensch, der sein Leben mit einem oder mehreren Pferden teilt, ist man oft damit beschäftigt tausend Dinge rund um das geliebte Tier zu machen.
PferdeMenschen putzen, bewegen, trainieren, reiten, füttern, behandeln, beobachten, lesen und diskutieren über das Pferd – stundenlang – tagelang – lebenslang.

Manch einer arbeitet in einem Beruf, den er gar nicht leiden kann, der aber aufgrund der guten Bezahlung das Pferd absichert oder hat sogar noch einen Nebenjob, um den besseren Stall, das teure Futter, die Trainer und Therapeuten zu finanzieren.

Man glaubt nie gut genug zu sein und nie genug für das Pferd getan zu haben. Denn, wenn man nach links und rechts im Stall guckt, gibt es noch ein Futtermittelchen hier oder ein neues Trainingsutensil da. Und selbst wenn der eigene Stall eine Oase des Friedens ist, so öffnet man die Sozialen Medien und ist verloren im „höher, schneller, weiter – besser“.
 
Ehe man sich versieht, artet das Zusammen Sein, das Geschenk sein Leben mit einem Pferd verbringen zu können, in ein Hamsterrad aus, das den Anschein erweckt, sich von Tag zu Tag schneller zu drehen.
Plötzlich wird das Pferd krank, es verletzt sich immer wieder, wird unrittig, reagiert komisch oder wirkt desinteressiert an Mensch und Training. Man fühlt sich hilflos, leidet mit und beginnt noch mehr zu machen, mehr zu recherchieren, mehr zu trainieren, mehr zu behandeln. Kommt dann noch der mitleidige, auffordernde, angeblich besserwissende und vor allem ungebetene Ratschlag in der Stallgasse, bricht man in seinem Aktionismus zusammen und fühlt sich leer und ausgesaugt.
„Ich tue alles für mein Pferd und dennoch ist es nicht genug.“
Vielleicht ist es aber auch zu viel für das Pferd und zu wenig für dich?
 
Was wäre, wenn dein Pferd „aus-fällt“ – aus dem Rahmen eures normalen Alltags fällt – „ver-rückt“ erscheint, um dir eine Pause zu gönnen? Um dir eine Botschaft zu senden, es gut sein zu lassen, los zu lassen und einfach mal nur mit dem Pferd zu sein?
Das Geschenk eurer Verbindung im Ursprung, in der Ganzheit seiner Magie für dein Leben zu erkennen? Eurer gemeinsamen Geschichte zu lauschen, anstelle sie immer zu umschreiben zu wollen?
 
Ich selbst habe all dies durch.
Als ich Blue übernahm und er nach drei Monaten unreitbar wurde, war ich am Boden zerstört. War ich nicht fähig ein Pferd gesund zu halten? Was soll seine Vorbesitzerin von mir denken? Hab ich ihn „kaputt“ gemacht? Völlig absurde Gedanken setzten sich fest. Der Kampf gegen die Tatsache begann und Blue musste eine Odyssee an Behandlungsansätzen und meine emotionale Achterbahnfahrt ertragen. Es änderte sich nichts. Erst als ich begann, los zu lassen von der Idee, etwas zu machen, etwas zu reparieren, etwas zu leisten, den Blicken und Meinungen der anderen entsprechen zu müssen, entspannte sich die Situation.
 
Doch warum nur? Ich entspannte mich und tauchte in eine völlig andere Energie ein. In dieser konnte und wollte sich auch Blue mit mir verbinden. Denn, wenn ich ehrlich war, ging es mir mit Blue nie ums Reiten. Ich wünschte mir ein Pferd, um mit einem Pferd sein zu können. Tief in meinem Herzen sehnte ich mich zur damaligen Zeit – im Hamsterrad eines leistungsgeprägten Karrieredenkens - nach einem Freund, der für mich da war, der mich fühlte, der mir Bedingungslosigkeit und Freiraum schenkte, um mich wieder an das Licht im Leben zu erinnern. Ohne Blues „Diagnose“ hätte ich das in meinem damaligen Umfeld jedoch nicht rechtfertigen können. Ich war dem Außen im Stallalltag viel zu sehr verfallen, als dass ich die Stärke gehabt hätte zu sagen „Reiten ist mir nicht so wichtig“. Erst durch die Unreitbarkeit von Blue war es mir möglich wieder authentisch zu sein und auf mich und meine Herzenswünsche zu hören. Es ist für unser Sein mit den Pferden so wichtig bei sich, seinen Wünschen und seinen Träumen zu bleiben. 
 
Wenn man mich heute fragt, was glaubst du, fasziniert uns so an Pferden, dann ist meine Antwort ganz klar: Pferde bringen uns zurück zu uns selbst, sie verhelfen uns, uns selbst wieder in all unseren Facetten zu spüren, durch unsere tiefsten Schatten zu gehen und unser hellstes Licht strahlen zu lassen. Pferde sehen uns in unserer wahren Essenz. Wir dürfen es nur zu-lassen, indem wir anfangen weniger zu machen und einfach nur zu sein.
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